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Kerwaspredigt 2012 Teil 2

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Die Hemmendorfer haben eine neue Attraktion,
ein Bauwagen ist seit einigen Wochen die Sensation. Grün angestrichen und an wechselnden Orten
öffnet man aber nur den Männern die Pforten.
Warum müssen die Frauen da draußen bleiben?
Was geht da vor, welch geheimnisvolles Treiben? Doch stets muss man rechnen mit der Frauen List Schwarze Schuhcreme plötzlich an den Türgriffen ist. So will man sichern der Bauwagen-Gäste Spuren Sind da zu Gast Kartbrüder, Säufer oder gar Huren? Die Strickfrauen haben es Pimperwagen genannt Und haben sich da in ihrem Verdacht etwas verrannt. Nicht grün, sondern rot wär' als Farbe der Beleg
Eine rote Laterne würde dann weisen den Weg.
Also ihr Frauen, strickt weiter und ratscht ruhig dazu aber lasst die Männer im Bauwagen in Ruh.

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Der Dorfplatz in Pülsdorf ist wirklich sehr schön,
den Erfolg der Dorferneuerung kann hier jeder seh'n.
Sanierte Fassaden, schöne Hecken und Blumen, die spriesen, blühende Vorgärten, den Brunnen und eine Bank zum Genießen. So hatte die Dorfgemeinschaft sich das auch vorgestellt,
Doch – nun ist sie anders, die Pülsdorfer Welt.
Vorbei mit der Ruhe - so hat man das nicht gewollt,
täglich kommen Hunderte von Autos angerollt.
Das schönere Dorf alle sehen wollen
und die Besuchten so langsam ein bisschen grollen.
Am liebsten würden sie genießen die Schönheit allein
und die Fremden sollen alle draußen bleib'n.
Eine Anwohnerin hatte 'ne gute Idee – ohne Frag'.
Ein Sackgassenschild muss her - so lautet ihr Antrag
Bei der Gemeinde hat man das Schild schon bestellt
und bald ist Pülsdorf dann - die schönste Sackgasse der Welt.

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Fast in jedem Ort in der Gegend wird ein Maibaum aufgestellt,
nur in einem kleinen Dorf in Unterfranken man nicht viel davon hält.
Man sagte sich dort - Mir machen doch net alles mit,
Naa - Mir stell'n aan Pfingstbaam auf, des wird der Hit!
Gesagt, getan - auf ging es hinaus hinein in den Wald
und einen schönen Baum hatten sie auch bald.
Umgemacht war er gleich, aufgeladen und schnell zurück
am Feuerwehrhaus angekommen merkten sie - ups - da fehlt ja ein Stück.
Die Spitze war abgebrochen – es wurde sich verstohlen umgeschaut,
die rettende Idee - mit Spax wurde sie einfach wieder angeschraubt.
Schnell ein paar Äste 'rumgebunden und der Baum sah wieder einwandfrei aus, und wir wissen nur, weil sogar ein Oberfrank durfte ihn stellen mit auf.

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Die ersten warmen Sonnenstrahlen kamen heraus,
und am Friedhof traf man sich mit Blumen zuhauf.
Die Gräber eifrig bepflanzt, stündlich wurden es immer mehr,
die Blümchen hätten gerne ein Wasser, aber die Gießer blieben leer.
Der Wasserwart hatte kurzfristig seine Rente beantragt,
und nach einen Nachfolger hatte niemand so wirklich gefragt.
So begann man schon Wasserfässer zum Friedhof zu rollen,
und manche schleppten Milchkannen wie die Tollen.
Doch eines schönes Tages ihr werdet es kaum glauben,
da kam Wasser aus der Leitung und zwar ein ganzer Haufen.
Wer hat die Leitung aufgemacht werdet ihr euch fragen,
stellvertretend für die Blumen müssen wir aber danke sagen.
Warum es Wasser gab ist niemanden bekannt
Trotzdem gilt dem unbekannten Gönner unser aller Dank.
Und das wieder Wasser im Friedhof aus dem Hahne tanzt
hat sicher nix damit zu tun, das erst kürzlich ein Grab aus Pülsdorf wurde bepflanzt.

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Dem Hotel Mama hat er endlich den Rücken gekehrt,
denn es lebt sich in Bamberg gänzlich unbeschwert.
Seine neue Freiheit genoss er sehr
das fiel ihm auch gar nicht schwer.
So hat er mal wieder einen Tag in Nürnberg verbracht,
und an den letzten Zug fast gar nicht mehr gedacht.
Den Weg zum Bahnhof legt er fluggs zurück,
und glaubte, die haben hier ne Rampe für Rollis - zum Glück
Mit ganz viel Schwung raste er dem Absatz entgegen
und zack – war er am Fuß der Treppe schon am Boden gelegen.
Ein Gipsarm, geprellte Rippen, blaue Flecken und die Haut voller Schorf.
Da blieb nichts anderes übrig als zurück ins Hotel Mama nach Hemmendorf.

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Im letzten Jahr an den Kirchweihtagen
hat sich mitunter auch Unerhörtes zugetragen
Einige Männer konnten wahrscheinlich kaum noch stehen und waren zu bequem, weite Wege zu gehen.
Deshalb man den benachbarten Acker auswählte
Wenn sie zum x-ten mal die Blase quälte.
Im Sommer, wenn der Wees stand im kräftigen Grün waren doch tatsächlich viele gelbe Flecken drin.
Zum Kirchweihgelände 5 Meter Ackerrand
wurde als Ertragsminderung schließlich anerkannt.
Der Landwirt bekommt als Ausgleich dafür
bei dieser Kirchweih vom TSV drei Maß Bier.

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Wenn Nachbarn sich nicht leiden können,
sie sich gegenseitig keine Ruhe gönnen.
Beäugt wird voller Argwohn jede noch so kleine Tat,
damit man seinem Rechtsanwalt auch was zu berichten hat.
So werden Listen geschrieben bei Tag und Nacht,
was der Gegenüber hat alles falsch gemacht.
Solche Leute nennt man Sykophant,
zumindest haben die alten Griechen diese so genannt.
Wer damals hat die Gerichtsbarkeit von Verfehlungen informiert, der hatte die beschlossene Geldstrafe gleich mit abkassiert.
Es war ein richtiger Beruf zu der damaligen Zeit
und mit den Einnahmen kam man recht weit.
Gott sei Dank sind diese Zeiten längst vorbei,
und wirklich keiner sehnt sie sich wieder herbei.
Heutzutage kommt man nur an das große Geld,
wenn man das Interesse erweckt in der Medienwelt.
Und wie das dann ausgeht, das wisst ihr sicher auch
seit Maschen-Draht-Zaun und Knallerbsenstrauch.

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Das schönste Dorf, so jeder in Hemmendorf weiß,
erhielt beim Wettbewerb als Anerkennung eine Preis.
Ein Ginko-Baum soll das Dorf in Zukunft schmücken,
als Dank für die Mühen auf der Bewohner Rücken.
Doch der Bürgermeister hatte andere Gedanken,
der Ginko sollte an der Schule in Untermerzbach ranken.
In Hemmendorf regte sich dagegen großer Protest
und die Gemeinde gab nach, zu guter Letzt.
Heimlich pflanzte der Bauhof den Ginko dann ein,
Am Itzufer bei der Brücke konnte er jedoch nicht gut gedeih'n. Monatelang waren unzufrieden die Strickfrau'n
doch nach dem Bürgermeisterwechsel erfüllte sich endlich ihr Traum. Nun steht der Baum da wo er hingehört,
in der Mitte des Ortes, wo es keinen stört

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Am Friedhof ist meist nicht viel los,
da ist bekanntlicher maßen die Verlockung sehr groß, überflüssige Dinge ganz einfach los zu werden,
schließlich wandeln alle Bewohner nicht mehr auf Erden.
So ist man vor jeder Beobachtung ziemlich sicher,
und haut den Müll in den Grüncontainer mit Gekicher.
Doch rechnete der Übeltäter nicht mit einer wichtigen Sach, nämlich unserer Ortskommissarin aus der Hauptstraße am Bach. Die sortierte den Müll Stück für Stück auseinander
so hatte sie sehr schnell eine heiße Spur beieinander.
Fand sie doch Adressangabe in dem ganzen Unrat
sie zeigte diese dem Pfarrer und der schritt schnell zur Tat.
Wir wissen nicht, welche Strafe den Übeltäter traf,
aber vor Gottes Angesicht ist er nun sicher ein schwarzes Schaf.